Rätzia
Rätzia ist mit fast elf Jahren die älteste Kuh im Stall von Hans und Maria Luzi in Pragg-Jenaz. Die Milch der Brown Swiss floss direkt von der Jenazer Alp Nova in die Juliausgabe des Bio Bärg Küähli.
Rätzias Geschichte
«Der Milchmesser regt sich jedes Mal über die Schreibweise von Rätzia auf», sagt Hans Luzi und grinst. Denn eine tiefere Bedeutung gäbe es nicht, warum er den Namen seiner ältesten Kuh mit tz schreibe: «Es ist einfach ein Schreibfehler, den ich nie korrigiert habe.»
Im Gegensatz zu ihrer Schreibweise ist Rätzia eine eher unscheinbare und ruhige Kuh. «Wenn es draussen regnet, steht sie einfach am Fenster im Stall und schaut hinaus», so Hans. Denn wie die anderen Kühe bleibt auch sie lieber im grossen Laufstall, wenn es regnet oder heiss ist.
«Aber sie lässt sich nicht am Grind streicheln», fügt Maria an. Zwar möge sie Streicheleinheiten, aber eben nur weiter hinten, am Rücken. Was Rätzia ebenfalls überhaupt nicht mag ist, wenn man ihr beim Chalberä zuschaut oder ihr dabei helfen will. «Am liebsten macht sie das alleine,» erklärt Hans. Darum gehe er auch nur kurz in den Stall, um nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist, wenn es soweit ist. Ausser Kalb Borussia. Dieses brachte Rätzia im September 2020 auf der Weide zur Welt und der fussballbegeisterte Sohn Peter-Fadri war zufälligerweise gerade dabei. Deshalb durfte er dem Kalb auch den Namen geben.
Wie alle Kühe von Luzis bringt auch Rätzia jedes Jahr ein Kalb zur Welt. «Rätzia hat einmal ausgesetzt», sagt Hans nach längerem Überlegen und führt aus: «Wir geben unsere Kühe auch einmal «leer» auf die Alp und versuchen es halt dann einfach im Herbst noch einmal.» Denn auch wenn eine leere Kuh dann im Winter halb so viel Milch gibt, mag Hans sie nicht aufgeben. «Auch eine junge Kuh braucht zwei bis drei Jahre, bis sie einmal Milch gibt.»
Mitte Juni ging Rätzia zusammen mit den anderen Milchkühen auf die Alp Nova. «Ofa», wie Hans es ausspricht, ist die Alp der Jenazer Biobauern. Dort suchen sie ihr Futter selbst, sind aber natürlich auch Wind und Wetter ausgesetzt. Deshalb seien die Kühe auf der Alp auch ruhiger, wie Maria anmerkt. Ideal für die Kühe ist, wenn es nicht zu heiss und bedeckt ist, ohne Regen. «Darum sagen wir dem Wetter auch Weider», erklärt Hans.
Pro Jahr gibt Rätzia bis zu 8'000 Liter Milch, das entspricht um die 20 Liter pro Tag. Denn man rechnet mit 305 Tagen, an denen die Kühe Milch geben. Während der sogenannten Galtzeit werden die Kühe nicht gemolken oder geniessen ihren «Mutterschaftsurlaub», wie es Hans nennt.
Bis Ende Juli fliesst die Milch der Biokühe direkt von der Alp Nova durch eine Leitung hinunter ins Tal nach Jenaz, wo sie dann in der Bio Käserei verarbeitet wird. Ab Anfang August geht die Milch durch eine andere Leitung zur anderen Jenazer Alp, Larein. In der Sennerei auf dem Untersäss stellt Marlies Thöny mit der Milch der beiden Alpen ihren ausgezeichneten Lareiner Alpkäse her.
Text: Monika Baumgartner / rätikom.ch
Fotos: Michelle Wittwer / MWorld Photography
Steckbrief
Name: Rätzia
Geburtstag: 23. September 2012
Rasse: Brown Swiss
Eltern: Fiona und Einstein
Kälber: 8
Milchleistung/Jahr: bis 8'000 Liter