Wanda
Die zutrauliche Wanda stammt von Hans Luzis ersten Kuh ab, die er an einer Viehauktion gekauft hat.
Wandas Geschichte
Im Gegensatz zu vielen anderen Kühen im Stall ist Wanda eine Kuh, die Streicheleinheiten sogar einfordert, wie Maria Luzi schildert: «Sie putscht einem, wenn man sie nicht streichelt, wenn man im Stall am Misten ist oder so.» Und noch eine Eigenart hat die sechseinhalbjährige Brown Swiss: Wenn es sie am Auge juckt, zum Beispiel wegen einer Fliege oder so, kratzt sich mit der «Tschaggä» (Klaue) des Hinterbeins, egal ob die gerade vorhin im Mist oder Dreck gestanden ist oder nicht. «Mit Dreck am Auge sieht sie dann aus wie geschminkt», sagt Hans lachend.
Wanda stammt von Pauke ab, der allerersten Kuh, die Hans vor mehr als zwanzig Jahren auf dem Viehmarkt in Cazis gekauft hat. Er erinnert sich noch genau an diesen Tag: Er musste früher nach Hause, da die Landjugendgruppe Schweizertor an diesem Tag zu einer Busreise aufbrach, bei der er als Präsident nicht fehlen durfte. «Ich bat Hansjaggi Hartmann, einen Kuhhändler aus Küblis, die Kuh für ihn nach Hause zu bringen», erzählt er. Zu Hause in Jenaz informierte Hans seinen Ätti nur knapp mit den Worten: «Es chunnt denn no ä Chuä. Tschüss i muess ga.» Und er liess seinen Vater eine Woche lang alleine mit der damals dreijährigen Kuh.
Pauke war auch Hans’ letzte Kuh mit Hörnern. Im Jahr 2007 zog sie gemeinsam mit den anderen Kühen der Familie in den neuen Laufstall in Pragg-Jenaz. «Ich hatte ihr zunächst noch die Spitzen abgeschliffen, abgerundet, um Verletzungen zu vermeiden», so Hans. Aber es kam trotzdem zu Problemen mit den anderen, hornlosen Kühen im Stall, weshalb er sie schliesslich auch vom Tierarzt enthornen lassen musste.
Aber zurück Paukes Urgrosskalb Wanda. Anfangs Juni fährt sie auf die Chalberweid im Furner Berg, wo sie schon die letzten beiden Sommer verbracht hat. Dort verbringen jeweils diejenigen Kühe ihren Sommer, die bereits im Spätsommer oder früh im Herbst ihre Kälber zur Welt bringen. Auf der Chalberweid werden die hochträchtigen Kühe nicht gemolken. Diese Galtzeit brauchen sie, um die wertvolle Biestmilch (Collostrum) aufbauen können. «Das können sie nicht, wenn du durchmelkst», erklärt Hans. «Die Zeit brauchen sie auch, um die Euter zu regenerieren.»
Ende August ist der «Mutterschaftsurlaub» dann vorbei: Sobald der Abkalbtermin näher rückt, holt Hans Wanda – zusammen mit Rätzia, die diesen Sommer auch im Furner Berg verbringt – zurück ins Tal auf den Hof in Pragg-Jenaz.
Text: Monika Baumgartner / rätikom.ch
Fotos: Michelle Wittwer / MWorld Photography
Steckbrief
Name: Wanda
Geburtstag: 16. Oktober 2017
Rasse: Brown Swiss
Eltern: Odessa und Biver
Kälber: 5
Milchleistung/Jahr: bis 7'000 Liter